Woher stammte das einst im mittelalterlichen Noritalien so mächtige Geschlecht der Skaliger, die sich dort Scaligeri nannten? Die Wurzeln dieses Adelshauses gehen bis in das Salzburger Land zurück. Im 11. Jahrhundert werden sie erstmals urkundlich als Grafen von Schala-Burghausen, einer Nebenlinie des bayerischen Uradelsgeschlechts der Sighardinger erwähnt. Aus ihrem Geschlecht gingen im 12. Jahrhundert mit Heinrich I. ein Freisinger Bischof und mit Friedrich II. ein Dompropst in Salzburg hervor.
Heinrich und Sighard wurden drei Jahre später in Friaul im nordöstlichen Italien sesshaft, erweiterten ihren Besitz und gewannen an Ansehen. Wie es im Einzelnen dazu kam, ist bisher im Dunklen der Geschichte geblieben. Als 1260 ein Nachkomme der beiden Podesta von Verona wurde, was vergleichbar mit einem reichsstädtischen Bürgermeister war und zwei Jahre später Stadtregent, nannte sich dieser "Capitano del Populo" bereits Mastina II. della Scala. Heute würde man dies als eine erfolgreiche Immigration bezeichen, denn aus dem Geschlecht der Schala wurde nun das Geschlecht der Scaligeri. Wir wissen aus dem langjährigen mittelalterlichen Machtkampf zwischen Kaiser- und Papsttum von der wechselvollen Geschichte der norditaliensichen Städte, die mit dem Ghibellinen kaisertreu und mit den Guelfen Parteigänger der Päpste waren. Deshalb wurde der kaisertreue Mastina 15 Jahre später durch Anhänger des Papstes ermordet. Trotzdem gelang es seinen Nachfolgern den Besitz weiter auszudehnen. So gehörten später auch die Städte Padua, Brescia, Lucca, Vcenca und Treviso zu ihrem Machtbereich.
Ab 1308 erreichte das Geschlecht der Skaliger mit Cangrande I. und seinem Sohn Cangrande II. den Höhepunkt seiner Macht. Verona wurde ein Zentrum von Dichtern und Künstlern. Die bronzenen Standbilder
der beiden Herrscher sind noch heute in ihrer Festung zu sehen und zeugen von großartiger Bildhauerkunst.
Auch der große italienische Dichter Dante, bekanntlich wegen seiner Kaisertreue aus Florenz für immer vertrieben, fand Asyl in Verona.
Aber auch die Schattenseiten dieses einst sehr mächtigen norditaliensichen Geschlechtes sollen nicht unerwähnt bleiben. Um seinen Machtanspruch zu erhalten, schreckte Cangrande II. auch nicht vor Grausamkeiten zurück. 1351 lässt er über dreißig Verschwörer, darunter auch engste Mitglieder seiner Familie hängen, seine Herrschaft artet in schlimme Tyrannei aus. Er selbst verschanzt sich mit der Familie in seiner Veroneser Stadtfestung und läutet durch seine Schreckensherrschaft allmählich das Ende der Skaliger ein. Venedig, Mailand und Florenz bildeten eine Koaliation gegen sie. Nicht zuletzt auch wegen ihrer Loyalität zum deutschen Kaiser unterlagen sie schließlich Ende des 14. Jahrhunderts gegen ihre inzwischen übermächtigen Nachbarn. 1417 wurde Antonio della Scala endgültig aus Verona vertrieben und Venedig übernahm die Regentschaft im nordöstlichen Italien.